Geduld bei kleinen Beissern
Ein Welpe bringt Freude, Leben und jede Menge Energie ins Haus. Doch mit dem Einzug des kleinen Fellknäuels beginnt auch eine intensive Lernphase – für den Hund und seine Menschen. Eine besonders fordernde Zeit ist der Zahnwechsel. Plötzlich wird alles angeknabbert, das Verhalten ändert sich und selbst die liebevollste Schnauze wird zum kleinen «Beisser». Was steckt dahinter – und wie geht man am besten damit um?
Was passiert da eigentlich?
Ähnlich wie bei menschlichen Kindern ist auch bei Welpen der Zahnwechsel ein natürlicher Entwicklungsschritt. Zwischen der 3. und 6. Lebenswoche brechen die Milchzähne durch – insgesamt 28 an der Zahl. Doch diese Zähne sind nur temporär. Ab der 12. bis etwa zur 24. Woche beginnt der eigentliche Zahnwechsel: Die Milchzähne fallen aus, die bleibenden Zähne – insgesamt 42 – schieben sich nach.
Das Ganze ist für den Welpen mit Unwohlsein verbunden. Das Zahnfleisch juckt, drückt und kann sogar schmerzen. In dieser Phase steigt der Drang, auf allem herumzukauen – Möbelbeine, Schuhe, Kabel oder auch menschliche Hände bleiben nicht verschont.
Warum Welpen plötzlich «beissen»
Wichtig ist: Welpen meinen es selten böse, wenn sie beissen. Es ist meist ein Ausdruck von Neugier, Spieltrieb – und während des Zahnwechsels – ein Mittel zur Linderung des Zahnschmerzes. Auch in der sozialen Interaktion mit Wurfgeschwistern lernen Welpen, wie fest sie zubeissen dürfen. Diese sogenannte Beisshemmung müssen sie nun auf ihre Menschen übertragen.
Was du tun kannst – Tipps für die Zahnwechselzeit
1. Geduld zeigen
Das Wichtigste zuerst: Bleib ruhig. Dein Welpe steckt in einer Umbruchphase. Strafen oder lautes Schimpfen verschlimmern die Situation oft nur. Verständnis und liebevolle Konsequenz sind der Schlüssel.
2. Geeignetes Kauzubehör anbieten
Kauspielzeug, spezielle Zahnwechsel-Sticks, gefrorene Rüebli oder feuchte Waschlappen aus dem Eisfach können dem Welpen helfen, das Zahnfleisch zu beruhigen. Achte darauf, dass das Material zahnfreundlich und ungiftig ist.
3. Beisshemmung gezielt trainieren
Wenn dein Welpe in die Hand beisst, reagiere konsequent, aber sanft: Zieh die Hand weg, sage «Aua!» in einem klagenden Ton und beende das Spiel. So lernt er, dass übermässiger Biss das Spiel beendet.
4. Kauspass regelmässig einbauen
Plane täglich gezielte Kauzeiten ein. Das befriedigt das Kaubedürfnis und lenkt von unerwünschtem Verhalten ab.
5. Zahngesundheit im Blick behalten
Nicht jeder Milchzahn fällt reibungslos aus. Kontrolliere regelmässig das Gebiss deines Welpen. Bleiben Milchzähne trotz durchbrechender bleibender Zähne erhalten («persistierende Milchzähne»), ist ein Besuch beim Tierarzt nötig.
Ein bisschen Durchhaltevermögen zahlt sich aus
Der Zahnwechsel ist nur eine Phase – und wie so oft im Leben mit Hund geht sie vorüber. Mit ein wenig Geduld, liebevoller Konsequenz und der richtigen Unterstützung machst du deinem Welpen das Zahnen leichter und legst den Grundstein für gutes Sozialverhalten.
Und wer weiss – vielleicht erinnerst du dich später mit einem Lächeln an die «Beisser-Zeit», wenn dein Hund erwachsen, ausgeglichen und wohlerzogen an deiner Seite steht.